Ein Suizid… viele Fragen… und die Schweigepflicht

Seit langem wieder mal ein Blogeintrag hier. In letzter Zeit war mir das Bloggen eher eine Mühe geworden, der ich mich nicht unterziehen wollte. Warum regelmäßig meine Gedanken in die Welt hinausposaunen anstatt öfters inne zu halten und in die Öffentlichkeit hinein zu schweigen?  Wird doch überall genug geredet, oft genug leider nicht so, dass es zu mehr Verständnis, Toleranz, Mitgefühl und Kooperation führt. Und unter einem Mangel an Kommunikation leide ich ganz gewiss nicht, weder beruflich noch privat.

Der tägliche Diskurs wird oft genug von Aufgeregtheit und Schreihälsen überladen. Stimmen, die sich besonnen und mit einem freundlich ausgerichteten kooperativen Geist zu Wort melden, sind mir um so wichtiger, je lauter Menschen werden, die sich komplexe Situationen und Gemengelagen populistisch zu Nutze machen, sei es laut und dumpf oder auch vorsichtig und listig.

Eine Stimme der Vernunft und der Besonnenheit, dabei kritisch und engagiert, ist kürzlich für immer  verstummt. Johannes Korten, den ich nur durch seinen hervorragenden Blog „Jazzlounge“, einige persönliche Mails und einige Telefonate im Zuge einer Werbekampagne, die mein früheres Unternehmen für die GLS-Bank abwickelte, her kannte, ist am 25.7. verstorben mittels Suizid. Weiterlesen

Reblog: Johannes Korten – Im Tal der Dämmerung : : Die Sache mit der gewaltfreien Kommunikation

Ich bin froh, dass Johannes Korten es in seinem heutigen Blog so klar auf den Punkt bringt, dass das gängige feindschaftliche Kommunikationsmodell nicht alternativlos ist.

Hier seine Gedanken dazu in voller Länge:
Im Tal der Dämmerung:: Die Sache mit der gewaltfreien Kommunikation
Und hier ein kurzer Ausschnitt aus seinem Artikel:
„(…) In zahlreichen Vorträgen auf der rpTEN ging es um Hass. Um den Hass im Netz, auf der Straße, in den Schulen, den Sportvereinen … . Und es ging um den Ausdruck, den er in der so genannten Hatespeech findet. Hört man den Vortragenden genau zu, dann ist schnell klar: Diesem Hass dürfen wir keinen Raum geben. Wo offen beleidigt, gepöbelt oder gar Gewalt angedroht wird, herrscht große Einigkeit, dass das nicht zu tolerieren ist.
Doch was ist mit der alltäglichen Gewalt unserer eigenen Sprache? (…)“
Mehr: http://www.jazzblog.de/jazzlounge/2016/05/im-tal-der-daemmerung-gewaltfreie-kommunikation/

Ich widme mich diesem Thema ja auch regelmäßig, weil ich es für eine der wichtigsten Aufgaben moderner Gesellschaften halte, in dieser Hinsicht Fortschrittspotentiale aufzuzeigen. Hier ein Artikel von mir dazu:
Das Desaster der Kommunikation

¡¿Alles steht Kopf¿¡

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Etwas, was mir sehr am Herzen liegt, und wobei mir der Mangel daran in dieser Gesellschaft sehr zu schaffen macht, mich bedrückt, ist eine Art Allgemeinbildung hinsichtlich psychologischer Phänomene.
Damit meine ich eine Form der Bildung über unser Bewusstsein, unsere Gefühle, unsere Verhaltensmuster und die Abläufe in uns, wie sie uns ständig begegnen. Damit meine ich weiterhin Kenntnisse über Kommunikation, wie sie funktioniert und wie wir sie untereinander führen.
Ich gehe nicht davon aus, dass besonders viele Menschen unbedingt Experten in dieser Hinsicht sein müssen, aber ich finde es beschämend, dass in einem Land, dass sich selbst für eins der Länder mit der besten Bildung weltweit hält, die Kenntnisse darüber so erschreckend gering sind. Allerdings halte ich das nicht nur für ein Problem, was nur in Deutschland existiert, sondern ist es möglicherweise ein globales Thema. So wenig über unsere eigene Psyche und unser Verhalten zu wissen (nochmal: nicht als hochspezialisierte Fachwissen sondern als einfache Grundlagen im Sinne einer Allgemeinbildung), erscheint mir Weiterlesen

Überraschende Kommunikation vor laufender Kamera: Laura Wontorra und Thomas Tuchel im Interview

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Gestern abend war ich überrascht, angenehm überrascht. Nach dem aufregenden Europa League Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Liverpool interviewte Laura Wontorra Thomas Tuchel (leider gleich zwei Werbespots vorweg…). Sie fragte auch, ob die Dortmunder den Gegner nach der 2:0/3:1 Führung doch zu leicht genommen habe, was Thomas Tuchel, sichtbar unter dem Eindruck stehend, dass sein Team die Führung nicht über die Zeit gebracht hatte, mit klaren Worten zurückwies.
Zum Schluss des Interviews (ab ca. 2:10 min.) passierte das, was mich so angenehm überraschte. Laura Wontorra sagte zu Tuchel, dass sie ihn nicht hatte  angreifen wollen. Und er antwortete ihr, dass es so auch nicht angekommen sei.
Beides hat mich überrascht, weil es ein Moment großer Authentizität war und weil ich es als gelungene Kommunikation wahrgenommen habe.
Ich denke, Laura Wontorra hat gespürt, dass Weiterlesen

Respekt

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Am Wochenende hatte ich den letzten Teil der Fortbildung zum Konfliktmanager, den ich seit vorigem Herbst besuche.

Für mich als Coach habe ich wertvolles Input gesammelt und für mich privat habe ich besser gelernt, Konflikten, die wichtig sind, die es mir wert erscheinen, nicht aus dem Weg zu gehen und Konflikten (z.B. Stress mit sowas wie Flixbus oder der Deutschen Bahn, wenn die Leistung gar nicht stimmt), die eigentlich nur Energie kosten, keine Nahrung mehr zu geben und loszulassen.

Die Fortbildung wird regelmäßig angeboten von einem Verein namens Respekt e.V.
Respekt e.V  tut außer den Fortbildungen für Erwachsene aus beratenden, betreuenden, begleitenden Berufen primär etwas, was ich als eminent wichtige Aufgabe in der heutigen Gesellschaft empfinde:
Jugendlichen, Kindern und jungen Erwachsenen Wege zu zeigen, die Auseinandersetzung und Konflikt respektieren, aber auf einer Grundhaltung von Begegnung, Kooperation und Austausch beruhen und nicht auf einer Grundhaltung von Konkurrenz und Abwehr.
Letztere ist… Weiterlesen

Wenn du eine Woche in meinen Schuhen gehen müsstest…

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…dann könntest du besser verstehen… und würdest vielleicht anders denken, reden, handeln.

So oder ähnlich lautet eine indianische Redewendung. Und gemeint ist damit die Übernahme einer anderen Perspektive, die Übernahme der Sichtweise, die die Person mit den anderen Schuhen hat.

Und ich habe ein sehr treffendes Beispiel dafür:
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Urlaub einerseits, Syrien andererseits – You are welcome!

Ich sitze im Zug von Wien/St.Pölten nach Kassel. Nach zehn Tagen Allgäu, Wien und Niederösterreich/Waldviertel mache ich dort einen kurzen Stop, bevor ich für weitere 8 Tage nach Norddeutschland und an die Ostsee fahre.
Fühlt sich gut an! :-)
Und bloggen tue ich in meinem Urlaub, automatisch und vorbereitet, drei Artikel aus dem Archiv, die mir erneut lesenswert erscheinen. Prima.

Aber ich hatte auf der Zugfahrt ein Erlebnis, was ich jetzt gern direkt zwischendurch bloggen will.
In Passau steigen viele Menschen hinzu, die ich für Flüchtlinge halte. Da ich in St.Pölten an zwei Vierer-Sitzen Platz genommen habe, ist Platz für sieben Personen dort.

Zu bequem, um in Kontakt zu kommen?

Eine Familie setzt sich zu mir, Mann, Frau, vier Söhne, vermutlich gut 20, 14, 8 und 4 Jahre alt und ein Mädchen, Kleinstkind. Sie sind ausgesprochen ernst und still. Der junge Mann schaut ernst aus dem Fenster. Der Achtjährige scheint vollkommen erschöpft, er schläft nur in seinem Sitz, der Vater legt kurzzeitig den Kopf auf den Händen auf dem Tisch ab.
Ich bin versucht zu fragen, woher sie kommen, wohin sie wollen, bin aber… Weiterlesen

„Man müsste Sie umfahren!“ – Die vier Seiten einer Botschaft

7. August 2015 140900 MESZ

Neulich überquerte ich die Wilhelmshöher Allee in Kassel mit dem Fahrrad an einer Stelle, an der die Straßenbahngleise auf ca. 1 m nicht durch Bordsteine von der Fahrbahn abgegrenzt sind. Die Fahrbahn und die Straßenbahnstrecke ist in beide Richtungen hervorragend einsehbar und aufgrund von Kreuzungen beiderseits immer wieder für vielleicht 15-20 Sekunden vollständig verkehrsfrei. Das Überqueren ist also risikolos möglich, sofern mensch dies aufmerksam und verantwortungsbewusst tut. Leider ist der Radweg auf der anderen Seite mit hohen Bordsteinen von der Fahrbahn abgetrennt, so dass es nur Mountainbikern mit fetter Federgabel zu empfehlen ist, sich die Felgen dort eckig zu reiten…

Ca. 25 m weiter entgegen der Fahrtrichtung mündet die Seitenstraße ein, die mein Ziel ist. Wenn also überhaupt kein Gegenverkehr ist, radele ich fix diese 25 m entgegen der Fahrtrichtung.

Neulich ging just in diesem Augenblick, als ich dort lang kam, eine Fußgängerin auf dem Fußweg, machte ¨Tssss!¨ und setzte ein ¨Man müsste Sie umfahren!¨ hinzu. Diesen Ausruf beantwortete ich mit einer wenig schmeichelhaften Geste.

Der Vorgang brachte mich aber zum Nachdenken… Warum konnte ich ihre Irritation über mein Fahrverhalten nicht direkt akzeptieren, ohne mit einer Geste zu antworten? Weiterlesen

Salutogenese… gesunderhaltende Entwicklung oder auch: Chutchonn! …wie der Westfale sagt

20150502_142405 Screenshot Zentrum für Salutogenese

Vor zwei Wochen war ich beim 9.Symposium zur Salutogenese mit dem Titel ‚Gemeinschaftsleben und Salutogenese‘, um dort einen Vortrag zu halten, zu dem mich das Zentrum für Salutogenese aus Bad Gandersheim eingeladen hatte.

Die Sonne schien prächtig vom Himmel, der Frühling und das Dorf Heckenbeck zeigte sich von seiner besten Seite, das Publikum beim Symposium war aufmerksam und austauschfreudig, ich hatte angenehme, interessante und amüsante Gespräche mit lebhaften Menschen und überdies sprach mich nach meinem Vortrag jemand an, dessen Name und Gesicht mir bekannt vorkamen… und nachdem bei mir der Groschen gefallen war, konnten wir amüsiert feststellen, dass er ein ehemaliger Dozent ist, bei dem ich vor 30 Jahren in der Oberstufe ein ganz hervorragendes Seminar hatte. Zudem ist er ein in Fragen der Gesundheitskultur ausgesprochen engagierter Mensch, der schon damals maßgeblich an wegweisenden Projekten in Bielefeld in diesem Bereich tätig war. Ich hatte also einen ganz wunderbaren Samstag mit gelungenen Momenten und schönen Überraschungen. :-)

Und das alles passte bestens zum Thema Gemeinschaftsleben und Salutogenese. Salutogenese bedeutet, dass Gesundheit nicht ein fester Zustand ist, sondern ein Prozess und dass es vielfältige Faktoren gibt, die diesen Prozess tagtäglich begünstigen. Dieses Konzept wurde zuerst von Aaron Antonovsky, einem amerikanischen Soziologen, entwickelt. Mehr dazu hier.

Der Schwerpunkt des Symposiums lag auf der Verbindung von Gemeinschaftsleben und Gesunderhaltung, mein Vortrag hieß „Gibt es salutogene Gemeinschaften? – Gedanken aus der Sicht von Coaching, Mediation und Organisationsentwicklung“. Mit meinem Kollegen Jürgen Heimes zusammen arbeite ich als Coach, Trainer und Berater für Gemeinschaftsprojekte und sehe mit Freude, dass gemeinschaftliches Wirken mehr und mehr Zulauf hat: Weiterlesen

Reblogged : Tobi Katze – Hochsensibel, nicht höchst sensibel

Sehr eindrucksvoll beschreibt Tobi Katze, wie das Netzwerk von Depression, Hypersensibilität und Gefühlstaubheit miteinander tickt, total verlinkt und dennoch manchmal abgetrennt voneinander. Und beides ist manchmal gleichermaßen unheimlich. Zwangsgedanken noch dazu und der Cocktail ist so richtig bitter.
Ich hab wohl das Glück, dass ich diese Zustände, diese Empfindungen nie permanent hatte, sondern nur in manchen Zeiten und jetzt seit Jahren nur noch ganz punktuell und sehr selten. Kann mich aber sehr gut dran erinnern, wie mürbe mich das dann gemacht hat, wenn z.B. die Geräuschkulisse in einem Café im Laufe eines Treffens mich ohne weiteres in eine Panikattacke schicken konnte.

Auf der anderen Seite hab ich diese hohe Sensibilität auch als Trumpf erlebt. Das, was mir eine Menge ermöglicht hat im Austausch mit Menschen oder im Verständnis von der Welt drumherum. Was mir auch heute noch wertvolle Dienste leistet.

Hm… zweischneidiges Schwert halt.
Ich konnte am besten damit zurecht kommen, indem ich mir zwei Dinge selbst geraten habe:
– ich nehme meine Gedanken nicht mehr immer ernst. Mein Verstand will immer plappern. Soll er. Manchmal darf mir das zum einen Ohr rein und zum anderen direkt wieder raus gehen.
– und ich schließe manchmal die Pforten meiner Wahrnehmung dahingehend, dass ich belastendes Material meide.
Beides war eine Hilfe.

Und Letzteres, die Achtsamkeit für die Pforten meiner Wahrnehmung, setze ich immer mal wieder ein, um mich zu schützen.
Weil es sich manchmal so anfühlt, als sei es nötig.
Ein Beispiel: Vor etwa einem Jahr bin ich auf den Fantasyzyklus Game of Thrones aufmerksam geworden. Und hab die ersten 5 Bände mit Spannung gelesen. George R. R. Martin erzählt die Story ganz gut. Er vermag große Bögen zu spannen und die Erzählung zieht an.
Das ist eine Seite.
Die andere Seite ist, dass Weiterlesen